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An anthology of German literature Part 2

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A fragment, or rather several fragments, of a poetic version of Genesis, contemporary with the _Heliand_ and possibly by the same author. They were discovered at the Vatican Library in 1894 and comprise in all 337 lines. The translation is by Vetter, _Die neuentdeckte deutsche Bibeldichtung_, 1895.

_Lines 27-79; The punishment of Cain._

Er wandelte zur Wohnung, gewirkt war die Sunde, Die bittre am Bruder; er liess ihn am Boden liegen In einem tiefen Tale betaubt im Blute, Des Lebens ledig; zur Lagerstatt hatte 30 Den Sand der Geselle. Da sprach Gott selbst jenen an, Der Waltende, mit seinen Worten-- ihm wallte sein Herz Unmilde dem Morder-- er fragte ihn, wo er den Mann hatte, Den blutjungen Bruder. Der Bose drauf sprach-- Er hatte mit seinen Handen grosse Harmtat 35 Frevelnd gewirkt; die Welt war so sehr Mit Sunden besudelt:-- "Zu sorgen nicht brauch' ich, Zu wachen, wohin er wandle, noch wies mich Gott an, Da.s.s ich sein hatte irgend zu huten, Zu warten in der Welt." Er wahnte furwahr, 40 Da.s.s er verhehlen konne seinem Herren Die Untat und bergen. Ihm gab Antwort unser Herr: "Ein Werk vollfuhrtest du, des furder dein Herz Mag trauern dein Lebtag, das du tatst mit deinen Handen; Des Bruders Morder bist du; nun liegt er blutig da, 45 Von Wunden weggerafft, der doch kein einig Werk dir, Kein schlechtes, beschloss; aber erschlagen hast du ihn, Hast getan ihm den Tod; zur Erde trieft sein Blut; Die Safte entsickern ihm, die Seele entwandelt, Der Geist, wehklagend, nach Gottes Willen. 50 Es schreit das Blut zum Schopfer und sagt, wer die Schandtat getan, Das Meinwerk in diesem Mittelkreis; nicht mag ein Mann freveln, Mehr unter den Menschen in der Mannerwelt Mit bittren Bosheitswerken, als du an deinem Bruder hast Untat geubt." Da angstete sich 55 Kain nach des Herrn Worten; er bekannte wohl zu wissen, Nie moge vor dem Allmachtigen ein Mann, solang die Welt steht, Eine Tat vertuschen: "So muss ich darob nun betrubten Sinn Bergen in meiner Brust, da.s.s ich meinen Bruder schlug Durch meiner Hande Kraft.

Nun weiss ich, da.s.s ich muss unter deinem Ha.s.se leben 60 Furder, unter deiner Feindschaft, da ich diesen Frevel getan.

Nun mich meine Schandtat schwerer dunkt, Die Missetat machtiger als die Milde deines Herzens: So bin ich des nicht wurdig, allwaltender Gott, Da.s.s du die schreckliche Schuld mir vergebest, 65 Von dem Frevel mich befreiest. Der Frommheit und Treue Verga.s.s mein Herz gegen deine Heiligkeit; nun weiss ich, da.s.s ich keinen Tag mehr leben kann; Erschlagen wird mich, wer auf meinem Weg mich findet, Austilgen ob meiner Untat." Da gab ihm Antwort selber Des Himmels Herrscher: "Hier sollst du furder 70 Noch leben in diesem Lande. So leid du allen bist, So befleckt mit Freveln, doch will ich dir Frieden schaffen, Ein Zeichen an dir setzen, da.s.s du sicher magst Weilen in dieser Welt, ob du des auch nicht wurdig seist: Fluchtig doch sollst du friedlos fur und fur 75 Leben in diesem Lande, solang du dieses Licht schaust; Verfluchen sollen dich die Frommen, du sollst nicht furder vor deines Herrn Antlitz treten, Noch Worte mit ihm wechseln; wallend wird Die Strafe fur den Bruder dich brennen in der Holle."

+VII. OTFRIED'S BOOK OF THE GOSPELS+

A Messiad written in the dialect of the southern Rhenish Franks and comprising some 15,000 lines in five books. It was completed after years of toil about 870. Its author, a monk of Weissenburg in Alsatia, is the earliest German author whose name is known and the first to employ rime or a.s.sonance in place of alliteration. The selections are from the translation in Botticher and Kinzel's _Denkmaler, II, 3_, in which the crude a.s.sonances of the pioneer are replaced by regular modern rimes.

[Transcriber's Note: In this chapter, all lines have been split at the caesura. Line numbering in the first pa.s.sage is unchanged. There are 36 numbered lines.]

_Book I, section 1, lines 1-34: Otfried tells why he wrote in German._

Es hat viel Leute schon gegeben, die waren stark in dem Bestreben, Durch Bucherschreiben zu bereiten sich gut Gerucht fur alle Zeiten; Und darauf auch gerichtet war ihr starkes Sehnen immerdar, Da.s.s man in Buchern es erzahlte, wie ihnen Tatenl.u.s.t nicht fehlte.

Dazu verlangte ihre Ehre, da.s.s auch ihr Scharfsinn sichtbar ware, 5 So wie der Anmut schone Feinheit in ihres Dichtens klarer Reinheit.

Sie haben alles, wie's sich schickt, sorgsam und kunstvoll ausgedruckt, Und haben's gut herausgefunden-- zwar dunkel scheint's, doch wohl verbunden-- Wodurch es dann auch dazu kam, da.s.s jedermann sie gern vernahm, Und wer daran Gefallen fand, des Witz sich ubte und Verstand. 10 Wie leicht wohl konnte man dafur gar vieler Leute Namen hier Aufzahlen und besonders nennen, von denen wir die Bucher kennen.

Griechen und Romer, hochberuhmt, die machen's, wie es sich geziemt, Und haben's also hergestellt, wie es dir immer wohlgefallt.

Sie machen's nach dem rechten Ma.s.s und schlecht und recht ohn' Unterla.s.s; 15 So muss es denn ein Ganzes sein, grad' so, als war's aus Elfenbein.

Wenn man die Taten so erzahlt, die l.u.s.t zum Leben keinem fehlt.

Und willst du dich zur Dichtung kehren, so wirst du deine Einsicht mehren.

So wohl der Prosa schlichtes Wesen wirst mit Genuss du immer lesen, Als auch des Metrums feine Zier ist eine reine Freude dir. 20 Sie machen es mit vieler Susse und messen gut der Verse Fusse, Ob kurz, ob lang sie mussen sein, auf da.s.s es wurde glatt und fein.

Auch darauf stets ihr Trachten geht, da.s.s jede Silbe sicher steht, Und da.s.s ein jeder Vers so klingt, wie jeder Versfuss es bedingt.

Sie zahlen mit Genauigkeit die Lang' und Kurze jeder Zeit, 25 Und sichre Grenzen sind gezogen, wonach das Silbenma.s.s gewogen.

Auch saubern sie's mit rechter Reinheit und auch mit ausgesuchter Feinheit, So wie ein Mann mit Fleiss und Treu'

die Korner sondert von der Spreu.

Ja, selbst den heil'gen Buchern geben sie eine Versform rein und eben, Kein Fehler findet sich darin, so liest du es mit frohem Sinn.-- 30 Nun, da so viele es betreiben, da.s.s sie in eigner Zunge schreiben, Und da sie eifrig danach streben, sich selber ruhmend zu erheben, Wie sollten da die Franken zagen, auch selber den Versuch zu wagen, Da.s.s sie's mit Eifer dahin bringen, auf Frankisch Gottes Lob zu singen?

Zwar ist der Sprache nicht bekannt der Regeln festgefugtes Band, 35 Doch fehlt der grade Ausdruck nicht, noch auch die Einfalt schon und schlicht.

_I, 1, lines 59-90: The same theme continued; Otfried praises the Franks._

Sie sind genau so unverzagt, wie man es von den Romern sagt.

Auch darf man nicht zu sagen wagen, da.s.s kuhnern Mut die Griechen tragen. 60 Ganz ebenso ist es bewandt mit ihrem Wissen und Verstand.

Sie sind voll Mut und Tapferkeit an jedem Ort, zu jeder Zeit, Viel Macht und Ansehn haben sie, und Kuhnheit fehlet ihnen nie.

Zum Schwerte greifen sie verwegen, das ist die Art der wackern Degen.

Vollauf versehn und wohl im Stande, so wohnen sie in reichem Lande. 65 Von alters her ihr Gut sich mehrt, derhalben sind sie hochgeehrt.

Gar schon und fruchtbar ist ihr Land; wem ware dies nicht wohlbekannt?

Es gibt dort vielerlei Gewinnst-- es ist nicht eigenes Verdienst-- Dort kann man Erz und Kupfer haben, das zum Gebrauche wird gegraben.

Und denket nur, wie wunderbar!

Eissteine[1] gibt es dort sogar. 70 Und von Metallen man noch fuge dazu das Silber zur Genuge; Auch lesen sie daselbst im Land Gold, das sie finden in dem Sand.

Es ist ihr Sinnen fest und stet, das immer nur aufs Gute geht, Und ist zum Nutzen hingewandt, so wie sie's lehret ihr Verstand.

Sie sind zu jeder Zeit bereit, zu schutzen sich vor Feindes Neid; 75 Der mag nichts gegen diese wagen, zu Boden wird er stets geschlagen.

Kein Volk gibt's, das ihr Land beruhrt, das ihre Gegenwart nicht spurt; Sie dienen ihnen notgedrungen, von ihrer Tuchtigkeit bezwungen.

Sie haben alles Volk besiegt, wo nicht die See dazwischen liegt.

Nach Gottes Willen und Gedanken hat jedermann Furcht vor den Franken, 80 Da nirgendwo ein Volk wohl lebt, das da nach Kampf mit jenen strebt.

Den Feinden haben sie mit Waffen Beweise oft genug geschaffen Und haben grundlich sie belehrt nicht mit dem Wort, nein, mit dem Schwert, Mit Speeren scharf und spitz geschliffen, deshalb hat alle Furcht ergriffen.

Kein Volk gibt's, das nicht deutlich wusste: tragt es nach Frankenkrieg Gel.u.s.te, 85 Dann sinken sie dahin geschwind, wenn's Meder auch und Perser sind!

Ich las dereinst in einem Buch und weiss es drum genau genug: Ganz eng verwandt sind mit einander das Frankenvolk und Alexander, Der aller Welt ein Schrecknis war, die er besiegte ganz und gar, Die er darnieder zw.a.n.g und band mit seiner allgewalt'gen Hand. 90

[Notes: 1: 'Crystals,' or perhaps 'iron ore.']

_I, 17, lines 9-62: The Magi and the star of Bethlehem._

Da kamen Leute in das Land von Osten, denen war bekannt Der Sonne und der Sterne Lauf; denn all ihr Sinnen ging darauf. 10 Nun fragten diese nach dem Kind bei der Gelegenheit geschwind Und kundeten zugleich die Mare, da.s.s dieses Kind der Konig ware, Und forschten eifrig immerfort nach dieses Knaben Heimatort Mit stetem Bitten und mit Fragen, man mocht' es ihnen doch ja sagen Und auch die Wegfahrt zeigen an, auf der zum Kind man kommen kann. 15 Nun sprachen sie auch von dem Zeichen, das seltsam war und ohnegleichen, Da.s.s hier von einer Jungfrau zart jemals ein Mensch geboren ward, Und da.s.s ein Zeichen schon und klar im Himmelsraum erschienen war.

Sie sagten, da.s.s sie hoch und fern plotzlich erblickten einen Stern, Und machten ruchbar laut und frei, da.s.s dies der Stern des Herren sei: 20 "Sein Stern sich uns gezeiget hat, wenn wir auch irrten[2] in der Stadt, Wir sind gekommen anzubeten, da.s.s seine Gnade wir anflehten.

So ist uns denn im Osten fern daheim erschienen dieser Stern.

Lebt nun wohl einer hier im Land, dem davon etwas ist bekannt?

So viel wir Sterne auch gezahlt, der hat bis jetzt uns stets gefehlt; 25 Derhalben glauben alle wir, ein neuer Konig zeigt sich hier.

Das haben Greise uns gelehrt zu Hause, klug und hochgeehrt; Nun bitten wir euch vorzutragen, was eure Bucher davon sagen."

Als nun zum Konig selbst sofort die Kunde drang von diesem Wort, Ward durch die Nachricht er sogleich von Angst erfullt und schreckensbleich, 30 Und auch so mancher andre Mann daraus viel Traurigkeit gewann.

Die horten ungern und mit Schmerzen, was uns mit Freude fullt die Herzen.

Die weisen Schriftgelehrten dort versammelten sich dann sofort Und forschten, wo auf dieser Erde wohl Christ der Herr geboren werde, Und wandten sich in diesen Tagen auch an die Priester mit den Fragen. 35 Doch mocht' er arm sein oder reich, stets lautete die Antwort gleich.

Sie nannten ihm sogleich die Stadt, wie's fruher schon bezeuget hat Vom alten Bunde manch Prophet, so wie es aufgeschrieben steht.

Als es ihm so ward offenbar, wo Christ der Herr geboren war, Ersann er schnell und furchterlich nun eine grosse Bosheit sich. 40 Er liess die Weisen zu sich kommen von denen ihr durch mich vernommen, Die fing er heimlich an zu fragen und ohne andern es zu sagen Und forschte dann mit Emsigkeit nach dieses Sternes Ankunftszeit Und bat sie selber zu ergrunden, wo wohl das Kindlein sei zu finden: "Vergesst nicht, mir zu offenbaren den Weg, den dieser Stern wird fahren, 45 Und reiset dann an jenen Ort und fraget nach dem Kindlein dort.

Wenn ihr dort angekommen seid, dann forscht nach ihm mit Emsigkeit Und tut es schleunig mir zu wissen, der Arbeit seid nur recht beflissen; Ich bete ihn dann selber an, dazu riet mir gar mancher Mann, Auf da.s.s ich selber danach strebe, da.s.s ich dem Kind Geschenke gebe." 50 Wie klaglich jener Mann da log und gegen Recht und Wahrheit trog!

Er wunschte, da.s.s der Heiland sturbe, da.s.s unser Segen so verdurbe!

Als sie gehort des Konigs Wort und nach dem Ziele eilten fort, Da zeigte ihnen sich von fern sogleich der wunderbare Stern!

Wie waren sie da hochentzuckt, als sie ihn alsobald erblickt! 55 Erfreut versaumten sie es nicht, ihn zu behalten im Gesicht, Er fuhrte sie auch dorthin klar, wo Gottes Kind zu finden war.

Und da, wo ging des Sternes Bogen, sind sie ihm willig nachgezogen; Da haben sie das Haus gesehn und nicht gezogert hinzugehn.

Da fanden sie denn auch geschwind die Mutter mit dem guten Kind 60 Und fielen eilig vor ihm nieder, die guten Manner, treu und bieder; Sie beteten das Kindlein an und baten es um Gnade dann.

[Notes: 2: They had a.s.sumed that the promised king would be born in Jerusalem instead of Bethlehem.]

_I, 18, lines 1-34: Symbolical meaning of the return of the Magi._

Daran ermahnt uns diese Reise, da.s.s auch wir selbst in gleicher Weise Mit Eifer dafur Sorge tragen, das Land der Heimat zu erfragen.

Doch ist dies, glaub' ich, nicht bekannt: das Paradies wird es genannt.

Hoch ruhmen ich es kann und muss, doch fehlet mir der Rede Fluss.

Und wenn auch jedes meiner Glieder Rede und Sprache gabe wieder, 5 So hatt' ich's niemals unternommen, mit seinem Lob zu End' zu kommen.

Doch siehst du's nicht mit eignen Augen, was konnen meine Worte taugen?

Und selbst dann wird sehr viel dran fehlen, da.s.s du es konntest her erzahlen.

Dort gibt es Leben ohne Tod, Licht ohne Finsternis und Not, Dazu der Engel schone Schar und sel'ge Minne immerdar. 10 Das haben selbst wir aufgegeben, des mussen wir in Trauer leben, Und innen muss uns heimatwarts sich klagend sehnen unser Herz.

Sind wir doch selbst herausgegangen, in unserm ubermut befangen, Denn uns verlockte leis' und stille des Herzens eigner boser Wille.

Wir haben Schuld auf uns geladen, das ist jetzt klar zu unserm Schaden. 15 Nun weinen wir im fremden Land, von Gott verstossen und verbannt.

Ja, unbenutzt liegt und verloren das Erbgut, das fur uns erkoren.

Nichts nutzt uns dieses grosse Gut, das macht nur unser ubermut.

So wird denn, ach! von uns entbehrt das Schone, das uns war beschert, Wir mussen bittre Zeiten dulden von nun an nur durch unsre Schulden. 20 Viel Leid ist uns und Not bekannt mit Schmerzen hier in diesem Land, Voll Wunden sind wir und voll Pein um unsre Missetat allein, Viel Elend und Muhseligkeit, das ist hier stets fur uns bereit.

Zur Heimat konnen wir nicht reisen, wir jammervollen, armen Waisen.

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An anthology of German literature Part 2 summary

You're reading An anthology of German literature. This manga has been translated by Updating. Author(s): Calvin Thomas. Already has 499 views.

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