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An anthology of German literature Part 86

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MOOR. Seht doch, wie schon das Getreide steht! --Die Baume brechen fast unter ihrem Segen--der Weinstock voll Hoffnung.

GRIMM. Es gibt ein fruchtbares Jahr.

MOOR. Meinst du? --Und so wurde doch Ein Schweiss in der Welt bezahlt.

Einer? --Aber es kann ja uber Nacht ein Hagel fallen und alles zu Grund schlagen.

SCHWARZ. Das ist leicht moglich. Es kann alles zu Grund gehen, wenig Stunden vorm Schneiden.

MOOR. Das sag' ich ja. Es wird alles zu Grund gehen. Warum soll dem Menschen das gelingen, was er von der Ameise hat, wenn ihm das fehlschlagt, was ihn den Gottern gleich macht? --Oder ist hier die Mark seiner Bestimmung?

SCHWARZ. Ich kenne sie nicht.

MOOR. Du hast gut gesagt und noch besser getan, wenn du sie nie zu kennen verlangtest! --Bruder--ich habe die Menschen gesehen, ihre Bienensorgen und ihre Riesenprojekte--ihre Gotterplane und ihre Mausegeschafte, das wundersame Wettrennen nach Gluckseligkeit;--dieser dem Schwung seines Rosses anvertraut--ein anderer der Nase eines Esels--ein dritter seinen eignen Beinen; dieses bunte Lotto des Lebens, worein so mancher seine Unschuld und--seinen Himmel setzt, einen Treffer zu haschen, und--Nullen sind der Auszug--am Ende war kein Treffer darin.

Es ist ein Schauspiel, Bruder, das Tranen in die Augen lockt, wenn es dein Zwerchfell zu Gelachter kitzelt.

SCHWARZ. Wie herrlich die Sonne dort untergeht!

MOOR (_in den Blick verschwemmt_). So stirbt ein Held!

--Anbetungswurdig!

GRIMM. Du scheinst tief geruhrt.

MOOR. Da ich noch ein Bube war--war's mein Lieblingsgedanke, wie sie zu leben, zu sterben wie sie-- (_Mit verbissenem Schmerz_) Es war ein Bubengedanke!

GRIMM. Das will ich hoffen.

MOOR (_druckt den Hut ubers Gesicht_). Es war eine Zeit--La.s.st mich allein, Kameraden!

SCHWARZ. Moor! Moor! Was zum Henker! Wie er seine Farbe verandert!

GRIMM. Alle Teufel! Was hat er? Wird ihm ubel?

MOOR. Es war eine Zeit, wo ich nicht schlafen konnte, wenn ich mein Nachtgebet vergessen hatte--

GRIMM. Bist du wahnsinnig? Willst du dich von deinen Bubenjahren hofmeistern la.s.sen?

MOOR (_legt sein Haupt auf Grimms Brust_.) Bruder! Bruder!

GRIMM. Wie? Sei doch kein Kind! Ich bitte dich--

MOOR. War' ich's,--war' ich's wieder!

GRIMM. Pfui! Pfui!

SCHWARZ. Heitre dich auf! Sieh diese malerische Landschaft--den lieblichen Abend.

MOOR. Ja, Freunde, diese Welt ist so schon.

SCHWARZ. Nun, das war wohl gesprochen.

MOOR. Diese Erde so herrlich.

GRIMM. Recht--recht--so hor' ich's gerne.

MOOR (_zuruckgesunken_). Und ich so ha.s.slich auf dieser schonen Welt--und ich ein Ungeheuer auf dieser herrlichen Erde.

GRIMM. O weh! o weh!

MOOR. Meine Unschuld! Meine Unschuld! --Seht, es ist alles hinausgegangen, sich im friedlichen Strahl des Fruhlings zu sonnen--warum ich allein die Holle saugen aus den Freuden des Himmels?

--Da.s.s alles so glucklich ist, durch den Geist des Friedens alles so verschwistert! --Die ganze Welt Eine Familie, und Ein Vater dort oben--Mein Vater nicht--Ich allein der Verstossene, ich allein ausgemustert aus den Reihen der Reinen--mir nicht der susse Name Kind--nimmer mir der Geliebten schmachtender Blick--nimmer, nimmer des Busenfreunds Umarmung! (_Wild zuruckfahrend_) Umlagert von Mordern--von Nattern umzischt--angeschmiedet an das Laster mit eisernen Banden--hinausschwindelnd ins Grab des Verderbens auf des Lasters schw.a.n.kendem Rohr--mitten in den Blumen der glucklichen Welt ein heulender Abbadona!

SCHWARZ (_zu den ubrigen_). Unbegreiflich! Ich habe ihn nie so gesehen.

GRIMM (_zu den andern_). Nur Geduld! Der Paroxysmus ist schon im Fallen.

MOOR. Es war eine Zeit, wo sie mir so gern flossen--o ihr Tage des Friedens! Du Schloss meines Vaters--ihr grunen schwarmerischen Taler!

O all ihr Elysiumszenen meiner Kindheit! --Werdet ihr nimmer zuruckkehren--nimmer mit kostlichem Sauseln meinen brennenden Busen kuhlen? --Dahin! dahin! unwiederbringlich!

[Notes: 1: Count Karl Moor, having been cast off by his father, through the machinations of his villainous younger brother Franz, has declared war on society and become captain of a band of robbers.

But he is no selfish criminal, and his better nature often a.s.serts itself, as in this scene.]

4

_From 'Cabal and Love,' Act 1, Scene 4._

FERDINAND VON WALTER. LOUISE.[2]

(_Er fliegt auf sie zu--sie sinkt entfarbt und matt auf einen Sessel--er bleibt vor ihr stehen--sie sehen sich eine Zeitlang stillschweigend an.

Pause._)

FERDINAND. Du bist bla.s.s, Louise?

LOUISE (_steht auf und fallt ihm um den Hals_). Es ist nichts! nichts!

Du bist ja da! Es ist voruber!

FERDINAND (_ihre Hand nehmend und zum Munde fuhrend_). Und liebt mich meine Louise noch? Ich fliege nur her, will sehen, ob du heiter bist, und gehn und es auch sein. --Du bist's nicht.

LOUISE. Doch, doch, mein Geliebter.

FERDINAND. Rede mir Wahrheit! Du bist's nicht. Ich schaue durch deine Seele wie durch das klare Wa.s.ser dieses Brillanten. (_Er zeigt auf seinen Ring._) Hier wirft sich kein Blaschen auf, das ich nicht merkte--kein Gedanke tritt in dies Angesicht, der mir entwischte. Was hast du? Geschwind! Weiss ich nur diesen Spiegel h.e.l.le, so lauft keine Wolke uber die Welt. Was bek.u.mmert dich?

LOUISE (_sieht ihn eine Weile stumm und bedeutend an, dann mit Wehmut_).

Ferdinand! Ferdinand! Da.s.s du noch wusstest, wie schon in dieser Sprache das burgerliche Madchen sich ausnimmt--

FERDINAND. Was ist das? (_Befremdet_) Madchen! h.o.r.e! Wie kommst du auf das? --Du bist meine Louise! Wer sagt dir, da.s.s du noch etwas sein solltest? Siehst du, Falsche, auf welchem Kaltsinn ich dir begegnen muss. Warest du ganz nur Liebe fur mich, wann hattest du Zeit gehabt, eine Vergleichung _zu_ machen? Wenn ich bei dir bin, zerschmilzt meine Vernunft in einen Blick--in einen Traum von dir, wenn ich weg bin, und du hast noch eine Klugheit neben deiner Liebe? --Schame dich! Jeder Augenblick, den du an diesen k.u.mmer verlorst, war deinem Jungling gestohlen.

LOUISE (_fa.s.st seine Hand, indem sie den Kopf schuttelt_). Du willst mich einschlafern, Ferdinand--willst meine Augen von diesem Abgrund hinweglocken, in den ich ganz gewiss sturzen muss. Ich seh' in die Zukunft--die Stimme des Ruhms--deine Entwurfe--dein Vater--mein Nichts.

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An anthology of German literature Part 86 summary

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