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An anthology of German literature Part 81

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nicht Tugend gewesen, aber dein Beharren ist Laster!

GUIDO. Bravo! Bravo! Das war unerwartet.

JULIUS. Und was meinst du denn?

GUIDO. Ich will mich erst ausfreuen, da.s.s die Weisheit eben so eine schlanke geschmeidige Nymphe ist, als die Gerechtigkeit, eben so gut ihre Falle fur einen guten Freund hat. Ich konnte meine Anspruche aufgeben, wenn ich wollte? --Wenn die Ehre will! --Das ist die Feder in meiner Maschine--du kannst nichts tun, ohne die Liebe zu fragen, ich nichts, ohne die Ehre:--wir beide konnen also fur uns selbst nichts, das, denk' ich, ist doch wohl ein Fall.

JULIUS. Hat man je etwas so Unbilliges gehort, die erste Triebfeder der menschlichen Natur mit der Grille einiger Toren zu vergleichen?

GUIDO. Einiger Toren! --Du rasest! --Ich verachte dich, wie tief stehst du unter mir! Ich halte meine Ruhrung durch Tranen fur Schwachheit,--aber zu diesem Grade meiner Schwachheit ist deine Tugend noch nicht einmal gestiegen.

JULIUS. Es ist immer dein Fehler gewesen, uber Empfindungen zu urteilen, die du nicht kennst.

GUIDO. Und dabei immer ums dritte Wort von Tugend zu schwatzen! --Ich glaube, wenn du nun am Ziel deiner Wunsche bist und deinen Vater auf der Bahre siehst, so wirst du anstatt nach getaner Arbeit zu rasten, noch die Leichentrager unterrichten, was Tugend sei, oder was sie nicht sei!

JULIUS. Wie hab' ich mich geirrt! Bist du nicht schon wieder in deinem gewohnlichen Tone?

GUIDO. Siehe, du hoffest auf seinen Tod, kannst du das leugnen? Glaubst du, da.s.s ich es nicht sehe, da.s.s du alsdenn das Madchen aus dem Kloster entfuhren willst? --Es ist wahr, alsdann bist du Furst von Tarent, und ich bin nichts--als ein Mann. --Aber dein zartes Gehirnchen konnte zerreissen, wenn du das alles lebhaft dachtest, was ein Mann kann.

--Gott sei Dank, es gibt Schwerter, und ich hab' einen Arm, der noch allenfalls ein Madchen aus den weichen Armen eines Zartlings reissen kann! Ruhig sollst du sie nicht besitzen, ich will einen Bund mit dem Geiste unsers Vaters machen, der an deinem Bette winseln wird.

JULIUS. Ich mag so wenig als unser Vater von dir im Affekt h.o.r.en, was du tun willst. (_Ab._)

[Notes: 2: Published in 1776--the same year with Klinger's _Die Zwillinge_, which also deals with fratricide. Julius, the crown prince, is a studious and romantic dreamer; Guido, a young hotspur. Their father has just been imploring them to end their futile quarrel over the girl Blanca, who has been sent to a nunnery. --_Julius of Tarentum_ is by far the most important work of its author, Johann Anton Leisewitz (1752-1806).]

3

_From Maler Muller's 'Golo and Genevieve,' Act 3, Scene 4._[3]

GOLO (_hervor_). Wie unruhig die Nacht! Hat mich der schonste Stern hervorgezischt? Oder war sie es selbst, die jetzt ebenso liebeunruhig im Grunen irret wie ein angeschossen Reh, meiner heissen Sehnsucht zu begegnen? Wie entglommen mein Herz! O Mathilde, du sagtest mir nicht alles; ich bin wohl glucklicher als ich es selbst gewusst.

Ach, susses Gluck der Liebe, Wer dich nicht kost, Des Lebens Freude kennt er nicht, Des Lebens besten Schatz.

Still! Was hor' ich droben am Fenster? Sie selbst, o Himmel! (_Zieht sich in die Grotte._)

GENOVEVA (_oben auf dem Altan_). Die du alles bedeckst, Nacht, bedecke auch meinen Gram, susse, liebe, heitere Nacht! Ich bin schon wieder froh. Was trauere ich denn auch? Was hat mein Herz verbrochen?

(_Singt._)

Viel lieber wollt' nicht leben Als mich dem Gram ergeben; Der Gram das Leben frisst.

Was nur der Waldbruder meinte? Sollte es moglich sein, grosser Gott, moglich? Golo ein Verrater an mir, an Siegfried, der ihn so bruderlich liebt? Und warum sollt' er's sein? Worin? (_Singt._)

Aufs sichere Nest kein Vogel geht, Auch Sturm es manchmal ruttelt; Kein Baum im freien Walde weht, Den Winters Gewalt nicht schuttelt.

Was auf der Erde lebt und steht; Wechselt immer Schmerz und Wonne; Der Winter wohl nach Sommer geht, Nach Regen lacht die Sonne.

Also packt euch, ihr Grillen, wohin ihr wollt; ich mag nicht langer mit euch zu schaffen haben. Wie angenehm der falbe Mondglanz zwischen den Baumen dort unten! Ich will auch hinunter, mich noch ein Weilchen erlaben, jetzt, da ich allein bin. Das will ich. (_Ab._)

GOLO. Kommt sie herunter? Sie fliegt herunter meinen Armen zu. O Stunde, Stunde, bist du da? Ich hor', ich hor' sie schon; da ist sie, da bin ich, wie uber Wolken zu dir auf, himmlisches, seliges Wesen!

GENOVEVA. Wer halt mich? Wer ist da? Himmel! Bin ich nicht allein?

GOLO. Ach, kannst du noch fragen? Ich bin's, Genoveva, ich, der schon so lange anbetet, nach dir lechzt wie der Hirsch nach frischem Trank, nach dir! Genoveva, Genoveva, du, selig machst du mich jetzt, selig! (_Er kniet vor ihr und halt sie._)

GENOVEVA. Edler Ritter, la.s.st ab, ich bitt' Euch; haltet ein, Ihr irrt.

GOLO. O Leben! Nimm mir das Leben! Teure, ich liebe Euch, liebe Euch.

GENOVEVA. Ihr liebt mich, Ritter? Wie? Ihr? Was sagt Ihr?

GOLO

Ach hier, wo sich mein Herz verlor, In sussen Jugendtagen, Ihr Stauden, hanget noch betrubt Von meinen schweren Klagen!

O schau' hinauf ins Sternenchor, Sie werden's all dir sagen, Wie treu und rein der Ritter liebt, Der dir so ist ergeben.

So rein ihr Schein, Steht hoffnungsfroh nach dir allein Mein Streben und mein Leben.

Erlos' mich, schonstes Herz, eine arme Seele ans Flammen zu dir! Erbarme dich!

GENOVEVA (_zitternd_). Was wollt Ihr? Golo, Golo, was sprecht Ihr?

Gedenkt doch--O nein, nein, es darf ja nicht--Schweigt doch, der Himmel hort uns beide. Schaut um Euch, junger Ritter; in der Welt werdet Ihr noch eine schone Gemahlin finden, die Euch trosten darf; sprecht nicht so zu mir; ich vermag's ja nicht.

GOLO. O bei den Lichtern, die dort oben brennen, keine unter dem Himmel und auf Erden als du allein! Eh soll sich dies Herz so in Glut verzehren! Du allein, susses, seliges Wesen, dein Abdruck, rein bis in den Tod.

GENOVEVA. O la.s.st mich, la.s.st mich, la.s.st mich doch, Ritter! Kann Euch nicht langer anh.o.r.en. O Himmel!

GOLO. Flieh nicht, Genovevchen, reissest mir die Seele mit weg. Ermorde mich, Grausame; gib mir den Tod; sage, du wollest mich nicht trosten; dein Zorn macht mich zur Leiche.

GENOVEVA. Golo! Ritter, bedenkt doch ums Himmels willen!

GOLO. Es ist vorbei, ich kann nicht. (_Kusst ihre Hand._)

GENOVEVA. Halt!

GOLO. Engel, susser Engel!

GENOVEVA. Falscher, was treibt Ihr? Unsinniger!

GOLO. Umsonst! Umsonst! (_Umfa.s.st sie und tragt sie der Hohle zu._)

GENOVEVA. Ungeheuer! Nicht edler Ritter! --Ihr droben, erbarmt euch mein! Hilfe! Hilfe!

(_Dragones der Grotte zu._)

DRAGONES. Was gibt's hier? Steht! Wer ist's? --Eure Stimme, Grafin?

Ehrenrauber! Wer du auch bist, halt! Halt!

GOLO (_la.s.st Genoveven los, schlagt den Mantel vor._) Holle! O alles!

Da, nimm's, ungebetener Hund!

DRAGONES. Weh mir! Bin verwundet! Hilfe! O Hilfe!

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An anthology of German literature Part 81 summary

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