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An anthology of German literature Part 29

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Der Arme kommt zu seinem Ziel Geschwinder, wenn er es nur will. 140 Der Reiche fahrt in seiner Wurde, Der Arme mit geringer Burde Und ohne Sorge, wie's ihm pa.s.st; Der Reiche mit des Reichtums Last, Dazu mit Angst und argem Wahn. 145 Hort er nur etwas, halt er an.

Ruhrt sich irgendwo 'ne Maus, Er meint, es ware in sein Haus Ein Dieb gekommen, und schreit "Diebe!"

Das macht doch nur des Geldes Liebe. 150 Indessen dringt der Arme vor Dem Reichen zu des Herren Tor.

Wer stets behalten will sein Gut, Der geb' es in des Armen Hut; Denn dieser bringt es an den Ort, 155 Wo es ihm bleibt als ew'ger Hort.

Wer seine Kammer hier will machen, Er mag sie, wie er will, bewachen, Verliert den Schatz, das Wort ist wahr, So hier wie dort auf immerdar. 160 Der Karge bleibt ein Nimmersatt: Solch Wesen auch die Holle hat; Drum sollten beide, meine ich Zusammenhalten ewiglich.

Wer sich erweist der Holle gleich, 165 Gehort nicht hin in Gottes Reich.

+x.x.xI. DER STRICKER+

The a.s.sumed name of a thirteenth century writer whose real name is unknown. _Der Stricker_ probably means 'the composer,' 'the poet.' He wrote a long epic, _Karl the Great_, an Arthurian romance, _Daniel of the Blooming Vale_, and several short tales of which the best is _Pfaffe Ameis_. The hero is a peripatetic rogue and practical joker who plays tricks on people and makes much money. The selection is from the translation by Karl Pannier in the Reclam library.

_From 'Pfaffe Ameis', lines 805 ff: Ameis as doctor._

Als nun Ameis durch diesen Schlich 805 Gar vieles Gut erworben sich Dort an dem Hof zu Karolingen,[1]

Ritt er hin nach Lotharingen Und fragete da unverwandt, Bis er des Landes Herzog fand. 810 Dem meldete er eine Mare, Da.s.s nach dem Herrgott keiner ware, Der besser heilen konnt' als er.

"So hat Euch Gott gesendet her,"

Hat da das Wort der Herzog nommen; 815 "So bin ich froh, da.s.s Ihr gekommen.

Ich hab' Verwandt' und Dienstleut' hier, Von deren Leiden k.u.mmer mir Ersteht; siech ist ein grosser Teil Verleiht Euch Gott ein solches Heil, 820 Da.s.s Ihr sie machen konnt gesund, Ihr werdet reich zur selb'gen Stund'."

Ameis zu sprechen da begann: "Ich bin ein Arzt, der solches kann.

Die von dem Aussatz sind befreit 825 Und nicht durch Wunden haben Leid, Die haben Krankheit nicht so schwer-- Und waren's tausend oder mehr,-- Da.s.s ich sie nicht gesunden macht', Bevor der Tag entweicht der Nacht; 830 Geschieht dies nicht, nehmt mir das Leben.

Drum bitt' ich Euch, mir nicht zu geben Geschenke oder Lohn, bevor Ihr nicht gehort mit eignem Ohr, Da.s.s sie gesagt, sie sei'n gesund. 835 Dann tut mir Eure Gnade kund."

Des freute sich der Herzog sehr: "Ihr redet wohl," erwidert' er Und rief die Kranken unverweilt.

An zwanzig kamen da geeilt; 840 Die fuhrt' der Pfaff' in ein Gemach.

"Bald hab' ich," er zu ihnen sprach "Von eurer Krankheit euch befreit, Wenn ihr mir schworet einen Eid, Erst nach Verlauf von sieben Tagen 845 Von meiner Red' etwas zu sagen.

Nicht anders ich euch heilen kann."

Als er mit solcher Red' begann, Da liessen sie sich bald besiegen.

Sie schworen, da.s.s sie es verschwiegen, 850 Und er zu ihnen nun begann: "Nun gehet ohne mich hindann Und wollt besprechen euch dabei, Wer unter euch der krankste sei.

Ist er gefunden, tut's mir kund-- 855 Bald sollt ihr werden dann gesund.

Den kranksten will ich namlich toten, Um euch zu helfen aus den Noten Mit seinem Blute allsogleich.

Mein Leben sei zum Pfande euch." 860 Darob erschraken alle Siechen, Und wer da kaum vermocht' zu kriechen Vor seiner Krankheit grimmer Not, Der furchtete, es sei sein Tod, Wenn seine Not gemerkt man hab', 865 Und ging dahin gar ohne Stab, Wo sie die Unterredung hatten.

Vernehmet jetzo, wie sie taten.

Es dachte da ein jeder Mann: "Wie klein ich auch behaupten kann, 870 Da.s.s meiner Krankheit Leiden sei, So redet einer doch dabei, Das seine sei noch kleiner; Dann redet wieder einer, Das seine sei zweimal so klein. 875 Dann sprechen alle insgemein, Ich sei der allerkrankste hie.

So sterbe ich, geheilt sind sie.

Drum will ich mich behuten eh'r Und sagen, da.s.s gesund ich war'." 880 So dachte er bei sich allein, So dachten alle insgemein.

Und alle gaben zu verstehn, Da.s.s ihnen Gnade war' geschehn; Sie waren munter und gesund. 885 Das taten sie dem Meister kund.

Er sprach: "Ihr wollt betrugen mich."

Da schwor ein jeder feierlich Bei seiner Treu', es ware wahr, Nichts tat' ihm weh, auch nicht ein Haar. 890 Da ward der Meister hoch erfreut.

"Geht hin nun," sprach er, "liebe Leut', Und saget es dem Herzog an."

Das wurde unverweilt getan: Sie gingen hin und sagten an, 895 Sobald sie ihren Herren sahn, Es war' ein heil'ger Mann gekommen; Der Krankheit waren sie benommen.

Darob zu staunen er begann Und fragte alle Mann fur Mann, 900 Ob sie durch Lug ihn tauschten nicht.

Da zw.a.n.g sie ihres Eides Pflicht, Den sie Ameis, dem Pfaffen, taten, Da.s.s keine andre Red' sie hatten, Als die: "sie waren ganz gesund." 905 Da liess an Silber zu der Stund'

Dem Pfaffen hundert Mark er geben.

Und dieser kannt' kein Widerstreben, Liess ab sich schnell das Silber wagen Und forderte den Reisesegen; 910 Dann eilt' hinweg er unverwandt.

[Notes: 1: Paris.]

+x.x.xII. FREIDANK.+

The a.s.sumed name of a popular gnomic poet who lived in the first half of the 13th century. His fame rests on his _Bescheidenheit_, which means the 'wisdom' or 'sagacity' that comes of experience. The book is a miscellaneous collection of proverbial and aphoristic sayings. The t.i.tles of those given below were supplied by the translator.

+1+

+Geheimnis der Seele.+

Wie die Seele geschaffen sei, Des Wunders werd' ich hier nicht frei.

Woher sie komme, wohin sie fahr', Die Stra.s.s' ist mir verborgen gar.

Hier weiss ich selbst nicht, wer ich bin; Gott gibt die Seel', er nehme sie hin: Gleichwie ein Hauch verla.s.st sie mich, Und wie ein Aas da liege ich.

+2+

+Unentbehrlichkeit der Toren.+

Der Weisen und der Toren Streit Hat schon gewahret lange Zeit Und muss auch noch viel langer wahren; Man kann sie beide nicht entbehren.

+3+

+Borniertheit der Toren.+

Der Tor, wenn er 'ne Suppe hat, k.u.mmert sich gar nicht um den Staat.

+4+

+Nachahmungssucht der Toren.+

Findet ein Tor eine neue Sitt', Dem folgen' alle Toren mit.

+5+

+Selbstgefalligkeit.+

Uns selbst gefallen wir alle wohl; Drum ist das Land der Toren voll.

+6+

+Selbstuberschatzung.+

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An anthology of German literature Part 29 summary

You're reading An anthology of German literature. This manga has been translated by Updating. Author(s): Calvin Thomas. Already has 494 views.

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